Polyvagal Online-Kongress

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Der erste europäische Polyvagal Kongress fand am 22.06.2022 als Online-Kongress statt. Er wurde initiiert von der Polyvagal Akademie, Carl-Auer-Akademie/ Verlag und dem Milton Erickson Institut Rottweil.

 

Eröffnung

 

Vortrag: Traumaheilung mit Ego-State-Therapie und (polyvagalem) Körperwissen - Beispiele aus der Praxis || Dr. Silvia Zanotta

Durch die Beschreibung der neuronalen Schaltkreise unseres Nervensystems, die unser Verhalten weitgehend bestimmen, leistet die polyvagale Theorie einen wichtigen Beitrag zur Psychotherapie und Traumabehandlung. Sie erhöht nicht nur das Verständnis für autonome Muster bei TherapeutInnen UND KlientInnen, sondern vereinfacht Psychoedukation und liefert Behandlungsideen, z.B. für Selbstregulation, wichtige Voraussetzung für Traumaheilung. Silvia Zanotta zeigt in ihrem Vortrag auf, wie sie die Polyvagaltheorie in der Praxis vermittelt und «therapeutisch anwendet». Praxisbeispiele illustrieren den Vortrag

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Vortrag: Hypnosystemische Ökologie-Gestaltungen für Menschen mit autonomen Nervensystemen- Polyvagal-Theorie meets Hypnosystemik || Dr. Gunther Schmidt

Die Erkenntnisse der Polyvagal-Theorie erbringen wichtige Fortschritte für das Verständnis davon, wie das autonome Nervensystem von Menschen ihr Erleben reguliert, insbesondere auch das unwillkürliche Erleben, welches den größten, schnellsten und stärksten Teil des Erlebens ausmacht. Durch sie kann auch viel differenzierter erklärt werden, was zu beachten ist, um für Individuen Gesundheitsförderliche und auch in Beziehungen interaktionell konstruktive Prozesse in Gang zu setzen. Sowohl für Psychotherapie als auch für die Gestaltung von Organisationen hat das weitreichende Implikationen.

Zur zentralen Aufgabe wird dann, aus diesen Erkenntnissen viele praktisch wirksame Interventionen abzuleiten, die belastende, krank machende unwillkürliche Prozesse gezielt transformierbar machen in heilsame, zieldienliche unwillkürliche Erlebnisprozesse und solche konstruktiven Kompetenz- und Ressourcen-Prozesse nachhaltig wirksam machen. Das hypnosystemische Konzept bietet eine Vielzahl solcher effektiver Interventionsmöglichkeiten, sowohl für die Stärkung des Wohlergehens von Individuen als auch für den Aufbau Gesundheits-förderlicher Organisationsstrukturen in sozialen Systemen.

Im Beitrag werden die optimale Kompatibilität der Polyvagal-Theorie mit der Hypnosystemik erläutert und praktische Strategien erläutert, die hypnosystemisch daraus abgeleitet werden können

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Vortrag: Gelassenheit und Präsenz durch sichere persönliche Verbindungen: Gelbe Schule || Stefan Schmid & Erwin Müller

 
 

Vortrag: Begegnungen mit dem eigenen N. Vagus - spannende Fallbeispiele der Kombination von Polyvagaltheorie und Imaginären Körperreisen || Sabine Fruth

Während einer “Imaginären Körperreise“ wandert das verkleinerte Spiegelbild der Patient*innen symbolisch durch den eigenen Körper. In einem inzwischen standardisierten Verfahren werden Ressourcen aktiviert, Blockaden gelöst und die körpereigenen Heilungskräfte ganz individuell angeregt.
Bereits vor über 10 Jahren entdeckten einige meiner Patient*innen während einer Körperreise ihre Verbindung zwischen der „Schaltzentrale“ (Symbol für das Gehirn) und dem „Zentrum der Emotionen“ (auch genannt „Bauchhirn“). So begann ich, bei entsprechenden Problemen, gezielt danach suchen zu lassen. Besonders bei Blockaden dieser Verbindung kam es zu spannenden Erkenntnissen. Durch Auflösung dieser Blockaden konnte letztlich ganz automatisch der eigene N. vagus gestärkt und eine phänomenale Symptomverbesserung erreicht werden.
 
 

Tiefe Körperarbeit, Becken-Herz-Verbindung und der Vagusnerv || Dirk Marivoet

Im Hinblick auf die Polyvagal-Theorie wird in diesem Vortrag eine neue Konzeptualisierung der Integration von Körperarbeit und Körperpsychotherapie vorgeschlagen, um das gesamte sensorisch-motorisch-affektive System und die soma-psychischen Anpassungen und Bewältigungsmechanismen anzusprechen.

Ausgehend von dem Verständnis, dass das gegenwärtige Bewusstsein ein aus Erinnerungsfäden gewobener Wandteppich ist, veranschaulicht der Vortrag ein Protokoll, das gleichzeitig mit der Unterstützung der Atmung arbeitet (z.B. sichere, nährende, erforschende, freie, erregte usw. Arten der Atmung), koregulierende Interaktionen zwischen Klient und Therapeut (die Nutzung menschlicher Verbundenheit als biologisches Gebot), die gleichzeitige sorgfältige und systematische Stimulation des Fasziensystems - die Koordinierung der Freisetzung äußerer Schichten und innerer Schichten prozedural erlernter somatischer Muster und sich wiederholender Körperreaktionen auf verschiedene Emotionen und Kontexte (einschließlich derer der Verteidigung des eigenen Selbst, des Setzens von Grenzen, des Rückzugs, des Kampfes, der Flucht und des Einfrierens), die Nutzung von Spielszenen auf der therapeutischen Bühne (oder "Filmen") und die Bedeutungsgebung.

Aufbauend auf den Entwicklungsthemen im Rahmen der Charakterstrukturen von Alexander Lowen und John Pierrakos (die von Reichs Panzerungstheorie adaptiert wurden) und Jack Painters Modell des "natürlichen Energieflusses" in 9 Schritten) werden wir auch sehen, wie eine stärkere und sicherere Verbindung zwischen den Beckenenergien und dem sozialen Engagement-System hergestellt werden kann, Wir helfen den Klienten, ihr Nervensystem neu auszurichten (indem wir Wege der Bewegung und des Flusses im Körper öffnen, um der Verengung von Kampf, Flucht und Erstarren entgegenzuwirken), um eine größere Fähigkeit zu entwickeln, sichere Erregung, Verbundenheit und Vergnügen zu erleben, in der die männlichen und weiblichen Polaritäten zusammenkommen wollen. Alle Energien, Gedanken oder Gefühle, die außerhalb der Fähigkeit des Egos liegen, sich zu regulieren (sie werden als "unbegrenzt" bezeichnet und machen den Menschen oft Angst), können so integriert werden. Die Heilung besteht darin, "neue Erinnerungen" zu schaffen, damit der Klient Ressourcen mit der entsprechenden Grundlage und Erlaubnis aufbauen kann, um die Welt anders wahrzunehmen.

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Die Polyvagal-Theorie (PVT) mit der Hypnotherapie verbinden. Die Reaktionen des Therapeuten als Schlüsselelement in der Therapie von Angststörungen am ausgewählten Beispiel || Krzysztof Karauda

The ability to restore by the therapist grounding and a sense of security (state of social engagement), restores therapist creativity and noticeably affects the state of the patient's nervous system - reduces anxiety, normalizes somatic feelings, redirects attention to resources. Anxiety disorders are one of the areas where the application of 'polyvagal thinking' is very clearly visible. On a selected example I will present how I use this thinking for hypnotherapy.
 
 

Die Kunst und Wissenschaft der Kombination von Polyvagal-Theorie und Ego-State-Therapie: Eine starkes Team! || Dr. Woltemade Hartman

Die Ego-State-Therapie wurde von Dr. John und Helen Watkins aus den Vereinigten Staaten entwickelt. Die Watkins konzeptualisierten das Ich nicht als eine monolithische Einheit, wie es Freud tat, sondern als aus Teilen, sogenannten Ego States, bestehend. Ego - States sind sowohl neurophysiologische als auch psychologische Manifestationen des autonomen Nervensystems, die sich als Reaktion auf bestimmte Lebenserfahrungen - sowohl positive als auch negative - entwickeln können. Wenn Personen mit einem Trauma konfrontiert werden, reagiert das Nervensystem mancher Menschen so stark, dass sie dissoziieren. Dies geschieht ohne bewusste Wahrnehmung. Bevor das Individuum realisiert, was passiert ist, hat das Nervensystem bereits reagiert. Ergebnis kann die Entstehung und Weiterentwicklung spezialisierter „Ich - Anteile“ oder dissoziierten Ego - States innerhalb der Persönlichkeitsstruktur sein. Daraus leitet sich ab, dass nur eine spezifische psychotherapeutische Interventionsstrategie nicht ausreicht, um die lang anhaltenden Folgen von Trauma und Dissoziation zu lindern. Stattdessen erfordert es eine facettenreiche Interventionsstrategie mit einem primären Fokus auf die Schaffung von innerer Sicherheit, Stabilisierung, Selbstregulierung, Wiederherstellung sozialer Verbundenheit, Ressourcenaktivierung und Flow. Erst in jüngster Zeit wurde der neurobiologische Ansatz zu Trauma und Dissoziation in der Ego-State-Therapie hervorgehoben. Mir wurde klar, dass der Ego-State-Ansatz, in seinem Streben nach therapeutischer Exzellenz, jahrzehntelang den Körper und die Rolle des Nervensystems ignoriert hat. Das war ein großer Fehler. Über einen langen Zeitraum begann ich zunehmend, die Polyvagal-Theorie von Stephan Porges, Körperarbeit und somatische Ansätze in meinen Ego-State-Ansatz einzubeziehen. Die zugrunde liegende Theorie liefert sowohl ein physiologisches als auch ein psychologisches Verständnis dafür, warum sich traumatisierte Menschen durch verschiedene Zyklen von Mobilisierung, Dissoziation, Engagement und Wiederverbindung bewegen. In meinem Vortrag werde ich die Kunst und Wissenschaft der Kombination dieser beiden Ansätze beschreiben und erläutern.

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Hinweis: Die Beiträge von Deb Dana und Steven Porges dürfen wir leider nicht online stellen.